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Tuberkulose-Diagnostik

Bei einem Tuberkuloseverdacht gehört neben der Anamnese und Labordiagnostik die Röntgendiagnostik zu einer vollständigen differenzialdiagnostischen Abklärung des Krankheitsbildes. Mithilfe einer Thorax-Röntgenaufnahme kann eine Lungentuberkulose erkannt und der Verlauf der Therapie beurteilt werden.

Der Tuberkulin-Hauttest (THT) zum Nachweis einer latenten tuberkulösen Infektion wird heute wegen möglicher Kreuzreaktionen mit nichttuberkulösen Mykobakterien (NTM) und einer vorausgegangenen BCG-Impfung kaum noch angewendet. Mithilfe von Interferon-γ-Bluttests (IGRAs) werden Interferon-γ-produzierende T-Zellen nach Stimulation mit einem M. tuberculosis-spezifischen Antigen nachgewiesen. Gegenüber dem THT sind IGRAs spezifischer und bleiben auch nach einer BCG-Impfung negativ.

Der mikrobiologische Erregernachweis erfolgt in der Regel aus pulmonalen Patientenproben wie Sputum, aber auch aus Magensaft, Urin, Liquor und Punktions- oder Gewebeproben.

Zur raschen Abklärung der Infektiosität eines Patienten sollte eine mikroskopische Untersuchung erfolgen. Der Nachweis säurefester Stäbchen erfolgt nach Färbung (z.B. durch Ziehl-Neelsen- oder Auramin-Färbung) mittels Lichtmikroskopie bzw. Fluoreszenzmikroskopie. Das Ergebnis der Mikroskopie liegt schnell vor, allerdings kann nicht zwischen lebenden und toten Bakterien oder unterschiedlichen Spezies differenziert werden. Auch ist eine Bakterienzahl von 103-104 Keimen/ml für ein positives Ergebnis nötig.

Mykobakterien haben eine lange Generationszeit. Für den kulturellen Nachweis wird daher zunächst die möglicherweise schneller wachsende und somit störende Begleitflora mittels Dekontamination weitgehend beseitigt. Anschließend werden Kulturen auf Fest- und in Flüssigmedien angelegt. Die Nachweisgrenze der Kultur liegt bei etwa 100 Bakterien/ml. Mit einem positiven Ergebnis ist bei Flüssigmedien nach 1 bis 2 Wochen, bei Festmedien nach 3 bis 4 Wochen zu rechnen, wohingegen ein negatives Ergebnis erst nach 6 Wochen (Flüssigmedien) bzw. 8 Wochen (Festmedien) Inkubation vorliegt.

Nukleinsäureamplifikationstechniken (NAT) für den direkten Erregernachweis aus Kulturmaterial oder Patientenproben sind eine wichtige Ergänzung zur Kultur und Mikroskopie. NAT sind sensitiv und spezifisch und das Ergebnis liegt bereits innerhalb weniger Stunden vor. Nicht nur bei mikroskopisch-negativen Proben bei einem klinisch begründeten TB-Verdacht, sondern auch bei mikroskopisch-positiven und zweifelhaften Proben, bei HIV-Patienten und Kindern, bei schwer gewinnbaren Probenmaterialien und bei Verdacht auf eine MDR- oder XDR-TB sind die NAT ein wertvoller Gewinn für die Diagnostik. Allerdings eignet sich der DNA-Nachweis nicht zur Therapiekontrolle, da auch tote Bakterien nachgewiesen werden.

Auch die Differenzierung der Spezies des M. tuberculosis-Komplexes und von nichttuberkulösen Mykobakterien (NTM) erfolgt fast ausschließlich mit molekularbiologischen Methoden.

Die konventionelle Resistenztestung mit Flüssig- und Festmedien dauert etwa weitere 1 bis 4 Wochen. Die molekularbiologische Resistenztestung ist weltweit anerkannt und bietet gegenüber herkömmlichen Methoden einen deutlichen Zeitgewinn. Nur so kann die Therapie rasch an das Ergebnis der Resistenztestung angepasst und die Selektion weiterer resistenter Erreger vermieden werden. Der Nachweis der häufigsten Mutationen, die eine Resistenz gegen Rifampicin und Isoniazid bedingen, erlauben so das frühe Erkennen einer multiresistenten Tuberkulose (MDR-TB).

Des Weiteren gibt der Nachweis bestimmter Mutationen, die mit einer zusätzlichen Resistenz gegen Zweitrangmedikamente assoziiert sind, Aufschluss über das Vorhandensein einer extensiv resistenten Tuberkulose (XDR-TB).

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